Donnerstag, 11. März 2010
Viele gute Ansätze weltweit
Nach reisebedingter Pause hier wieder die aktuelle Umschau zum Thema Bildungsfreiheit, die deswegen recht lang ausfällt...

1) Projekt von der nach Irland ausgewanderten Freilerner-Familie Schwitalla:
Hallo an alle,
ich möchte euch unser Projekt ans Herz legen, mit der Bitte die E-
Mail weiterzuleiten und zu unterstützen.
Wir bekommen viele Nachfragen aus Deutschland und Schweden von
verfolgten Homeschoolern, die auf Grund ihrer finanziellen Situation nicht aus ihrer Not
herauskommen und dringend Hilfe brauchen. Viele von Ihnen haben vor Jahren schon einmal einen Neustart in Schweden gewagt und müssen nun erneut flüchten.
Mit diesem Projekt möchten wir die Familien unterstützen. Wenn ihr Fragen habt, nur zu...
Danke für eure Hilfe
Sandra und Stephan Schwitalla
Fon +353-61/925883
Mobile +353(0)833530508
Fon +49-5121/6989461
info@s-schwitalla-ireland.ie

2) Schon Mitte Februar erreichte mich diese Nachricht aus Südafrika: Der Vorsitzende des dortigen Homeschoolverbandes hat sich anlässlich des politischen Asyls für Familie Romeike mit Briefen an die deutsche sowie die US-amerikanische Botschaft gewandt.
german embassy 2010 (pdf, 75 KB)
us embassy 2010 (pdf, 77 KB)
Weitere Informationen auf http://www.bremen-memorial.org/, einer Seite, die seinerzeit anlässlich der juristischen Schwierigkeiten unserer Familie eingerichtet wurde. Es gibt dort Aufrufe für Aktionen, zu einer Petition, eine Abstimmung usw.


3) Das Neueste aus Absurdistan.
http://www.welt.de/politik/bildung/article5056708/Land-streicht-Geld-fuer-preisgekroentes-Schulprojekt.html
4) Dieser ganzseitige Artikel in der FAZ vom 6./7. März 2010 benutzt zwar die üblichen Ironisierungen und lässigen Herabsetzungen in Bezug auf die porträtierte, wegen Bildungsfreiheit nach Österreich ausgewanderte 1000-Kraniche-Familie, bringt aber ansonsten gute Argumente und ist insgesamt ein Gewinn. http://www.faz.net/s/Rub867BF88948594D80AD8AB4E72C5626ED/Doc~E896F1FA972BC425B9513B356D57FD1DF~ATpl~Ecommon~Scontent.html

5) Ebenfalls überaus interessant: http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/872/503100/text/?page=2#readcomment

Noch vor 2-3 Jahren waren wir froh, wenn überhaupt mal eine Lokalzeitung nicht NUR negativ über das Thema schrieb, und nährten uns von einzelnen nachdenklichen Sätzen. Jetzt hat sich das Thema etabliert, und immer mehr Erwachsene mit positiven Erfahrungen melden sich dazu. So verändert sich Schritt für Schritt das kollektive Bewusstsein...

6) Dagmar Neubronner im Interview mit Jürgen Liminski im Deutschlandfunk http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1126450/ zum Thema "Der Schulzwang ist ein Relikt der Diktatur"

7) Uwe Romeike in einem ausführlichen Interview mit der Wochenzeitung Junge Freiheit http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M56098e77a0b.0.html
Ich weiß, ich weiß, die „Junge Freiheit“ gilt als politisch „rechtsaußen“. Aber das Interview ist lesenswert, die Zeitung ist nicht verboten, wir haben Pressefreiheit, also was solls.

8) Kölner Stadtanzeiger: Das Interessante an diesem Artikel sind die Kommentare – auch hier hat sich die Lage sehr verändert!
http://www.ksta.de/html/artikel/1264185858988.shtml


9) Ich werde nicht nur täglich von ratsuchenden Eltern angerufen, sondern erhalte auch viele Emails zum Thema. Diese sind überwiegend bestärkend, manchmal aber auch kritisch. Den nachstehenden, typischen gebe ich samt meiner Antwort hier wieder.

Sehr geehrte Frau Neubronner,
heute Abend habe ich Sie in der Sendung von Stern TV gesehen.
Ich kann ihre Argumenten mit der Homeschool verstehen. Es stimmt, daß es
in den anderen Ländern erlaubt ist.
Wenn man sich jedoch anschaut, wie viele Analphabeten es in GB und USA
gibt, ist das System auch nicht überzeugend. Die hiesige Schulpflicht trifft leider auch die „Bildungselite.“ Den wie der Sprecher des Lehrerverbandes schon gesagt hat, was man den einen erlaubt, kann man den anderen nicht verbieten.
Ein weiteres Argument gerade in Deutschland ist einfach auch, daß hier
kein so starker Nationalstolz vorhanden ist, so daß jeder immer mehr sein
eigenes Süppchen kochen will. Ich selber war ein Schuljahr in den USA. Hier im Bundesstaat Ohio. Dort war Homeschool unter der Prämisse erlaubt, daß die Homeschool Kinder regelmäßig getestet wurden. Und die letzten beiden
Schuljahre waren dann Pflicht, außer, man hatte alle Credits bereits mit
16 geschafft. Hier gab es dann noch die Außnahme, daß nicht alle Kinder dem
Aufklärungs Unterrichte teilnehmen mussten. Leider mit dem Resultat, daß
diese Mädchen meist sofort schwanger waren, wenn sie sich vom Elternhaus
abnabeln wollten.
Für mich stellt sich die Frage, wann Sie ihren Kindern sagen wollen, wie
die Wirklichkeit draußen ist. Denn spätestens im Berufsleben muss man mehr im Team spielen, als nur innerhalb der Familie. Wir haben in Deutschland eine immens hohe Bevölkerungsdichte. Hierfür braucht man gewisse Spielregeln.
Somit tun Sie ihren Kinder den Gefallen, und bringen Ihnen die Toleranz
bei, die 13 Jahre Schule zu überleben. Sie werden es Ihnen später danken.
MfG
(Name)

Lieber Herr (Name),
herzlichen Dank für ihren Brief. Ich möchte Ihnen zu einigen Punkten Infos
geben:
1) Die Analphabeten in England und USA sind nicht die Homeschooler,
sondern alle die Kinder, die im Schulsystem scheitern. Zahlreiche
wissenschaftliche Studien zeigen eindeutig, dass die Kinder, die frei
lernen dürfen, den Schulkindern sowohl im Lernerfolg als auch in der
Sozialisation haushoch überlegen sind.

2)Die Teenagerschwangerschaften in den USA sind ja ein trauriges Thema.
Nur: Auch hier sind es nicht die Homeschooler, sondern die Schulkinder,
die sich schwängern lassen, und auch hier gibt es wissenschaftliche
Studien, die zeigen, dass es um so mehr Drogenmissbrauch und ungeschützten
Geschlechtsverkehr gibt, je mehr Anti-Kampagnen dagegen gefahren werden.
Das liegt ganz schlicht daran, dass niemand sich gern etwas vorschreiben
lässt von Leuten, zu denen er keine wirkliche Beziehung hat, und
Schulkinder haben eben oft nur zu den anderen Kids Beziehungen und
überhaupt nicht zu den Lehrern und Eltern.

3) Die Statistiken im Ausland zeigen, dass Homeschooler später im
Berufsleben bestens klarkommen und sogar von den Eliteuniversitäten
mittlerweile gesucht werden, weil sie selbstständiges Denken und Arbeiten
gelernt haben.

Wenn Sie mehr zu dem Thema wissen möchten, schauen Sie sich doch mal die
Bücher an, die ich zu dem Thema geschrieben bzw. übersetzt und
herausgegeben habe, unter www.genius-verlag.de/Bildungsfreiheit - und
überlegen Sie sich dann nochmal, ob Sie eventuell nicht doch unter
www.bildunginfreiheit.de unterschreiben wollen ... Ich würde mich freuen!
Wenn Sie wollen, können Sie dort auch meinen Blog abonnieren.
Herzliche Grüße
Dagmar Neubronner

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